Während PC, PS4 und Xbox One Spieler sich im November diesen Jahres im neusten Ableger der Assassin’s Creed Reihe, Unity, meuchelnd durch Paris schleichen, bekommen Besitzer einer Xbox 360 oder PS3 den Abschluss der Amerika Trilogie in Form von Assassin’s Creed Rogue spendiert. Ob dies ein krönender Abschluss, oder nur ein warmer Aufguss an alten Werten ist, erklären wir euch im unserem Test!
Geheimer Neustart der Serie?
Die Ausgangslage klingt erst einmal spannend: Ihr spielt die Hauptfigur Shay Patrick Cormac, einen jungen Anhänger des Assassinen Ordens, der durch die Absichten und Taten der Bruderschaft die Seiten wechselt und fortan als Templer nach Rache sinnt. In den bisherigen Serien Teilen und auch im neusten Ableger Unity (zum Test), war man bisher ausschließlich als Assassine unterwegs, wo Rogue endlich mal einen anderen Weg zeigt und uns die Kehrseite des ewigen Konflikts zwischen Assassine und Templern zeigen möchte. Zeitlich siedelt sich Assassin’s Creed Rogue zwischen Black Flag und Assassin’s Creed III und rundet die dreiteilige Amerika Trilogie ab. Doch auch in diesem Teil, wirkt der parallele Gegenwartsabschnitt des Spiels aufgesetzt und deplatziert. Man merkt nur zu deutlich, dass die Gegenwartsmissionen ausschließlich dafür vorhanden sind, Zeitsprünge im Spiel gut und sinnvoll zu erklären und sich eine Hintertür für den aktuellen Konflikt zwischen der Bruderschaft und dem Orden offen zu halten.
Die Geschichte rund um den frischen Templer wirkt im ersten Moment sehr unterhaltsam und kurzweilig, mit einem guten erzählerischen Flow, verliert jedoch ab und an ein wenig die Dramaturgie, da oftmals Entscheidungen des Hauptcharakters nicht umfassend genug gezeigt oder erklärt werden. Dadurch ergeben sich auch nach dem Ende der Haupthandlung noch immer gewisse Story-Löcher, die wohl in absehbarer Zeit maximal durchzusätzliche Downloadinhalte gestopft werden könnten. Einen neuen Teil in Amerika brauchen wir in der nächsten Zeit wohl nicht mehr erwarten. Doch auch Spieler, die bisher keinen Teil von Assassin’s Creed gespielt haben, werden sehr gut mit diesem Erlebnis zurechtkommen. Vorwissen aus den bisherigen Teilen ist nicht notwendig, kann aber nicht schaden, da sich doch immer wieder bekannte Namen aus den Teilen der Amerika Trilogie (wozu wir als Spinn-Off auch Liberation zählen) wiederfinden lassen. Auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten wird Serienfans das eine oder andere „Aha!“-Erlebnis ins Gesicht zaubern.
Altbewährtes, frisch aufgesetzt
Da der Vorgänger, Black Flag, durch seine aufgebohrten Mechaniken und seinem karibischen Flair gut bei den Liebhabern ankam, schlägt der Entwickler des neusten Serienteils, Ubisoft Sofia, nochmals in diese Kerbe und präsentiert mit Rogue ein aufgebohrtes Black Flag. Wer den Vorgänger gespielt hat, der wird sich mit auch in diesem Teil ohne Probleme zurechtfinden. Änderungen im Gegensatz zu Black Flag sucht man teilweise mit der Lupe, findet aber hier und da kleinere Verbesserungen, die das bisherige System ein wenig bereichern. So ist euer eigenes Schiff, die Morrigan, nun mit einem Eisbrecher ausgerüstet, mit dem ihr Eisberge und dicke Eisschichten auf dem Meer durchbrechen könnt. Überhaupt wurde Rücksicht auf die örtliche und meteorologische Veränderung des Schauplatzes, weg von der Karibik, hin zum Nordatlantik, genommen. So bekommt ihr jetzt Schneestürme auf hoher See, die die Sicht stellenweise stark erschweren, genannte Eisberge können nicht nur durchbrochen, sondern mit euren Kanonen auch zerschossen werden, woraufhin sie eine größere Welle auslösen, die feindliche Schiffe beschädigen können.
Doch nicht nur die Seeschlachten und die Umgebung wurden auf das überarbeitete Setting angepasst, sondern auch das Waffenarsenal von Shay wurde im Vergleich zum Vorgänger angepasst und sinnvoll angelehnt an die zeitliche Epoche, in der Rogue spielt. Während ihr bei Black Flag noch mit einem Blasrohr eure Gegner mit verschiedenen Arten von Pfeilen beschießen könnt, bekommt ihr nun ein lautloses Luftgewehr, das im späteren Verlauf noch einen Aufsatz für Granaten bekommt. Überhaupt merkt man den Umbruch der Zeiten, den Wechsel der Seefahrerromantik aus Black Flag, hin zum Unabhängigkeitskrieg in Assassin’s Creed III .
Auf der einen Seite könnt ihr euch mit der Hauptkampange gute 8-16 Stunden aufhalten und werdet dabei sehr gut unterhalten, auf der anderen Seite, erschlägt einen die schiere Anzahl an Sammelaufgaben, Stadt- und Schiffsverbesserungen und Nebenmissionen. Wie schon im Vorgänger, warten sowohl zu Land, als auch zu Wasser diverse Aufgaben darauf, von euch gemeistert zu werden. Legendäre Schiffe, Lagerhäuser, Waljagd, Truhen, Animus-Fragmente oder sammelbare Shantys für eure Crew, um nur einige zu nennen. Öffnet ihr eure Karte in einem der neuen Schauplätze, so werdet ihr von massenhaften Symbolen geradezu überschüttet.
Probleme hatten wir während unseres Tests ab und an mit der Technik und waren auch von Abstürzen nicht gefeit. Während der Hauptkampagne fror das Spiel, trotz üblichem Day One Patch, mehrmals ein. Doch das überaus faire Speichersystem von Assassin’s Creed half uns dabei im schlimmsten Fall nur eine Mission von vorne beginnen zu müssen. Hier kann man mit Sicherheit mit einem Patch noch etwas nachbessern, insgesamt kann sich die Technik auf den Last Gen Maschinen aber durchaus sehen lassen. Wir würden uns zwar ab und zu etwas mehr Details und eine etwas flüssigere Spielerfahrung wünschen, dennoch gibt Rogue ein sehr gutes Bild ab und braucht sich nicht vor seinen Vorgängern verstecken.
Die Sprachausgabe ist größtenteils sehr gut, sowohl im englischen Original, als auch in der deutschen Übersetzung. Synthesis hat hier sehr gute Arbeit geleistet und trägt auch mit Assassin’s Creed Rogue in diesem Jahr dazu bei, dass immer mehr Spieler wieder den Gefallen an deutschen Übersetzungen finden. Die Vertonung wirkt passend, die Sprecher gut ausgewählt, lediglich ab und an bekommt man mal eine falsche Sprachausgabe zum angezeigten Bildschirmtext vorgespielt. Auch ist es während unseres Tests vorgekommen, dass uns NPC’s sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch ansprechen. Gerade wenn derselbe Gegner im einen Satz auf Deutsch, im nächsten auf Englisch spricht, wirkt das ein wenig befremdlich.
Fazit
Ich mag Assassin’s Creed Rogue, sehr sogar. Von Anfang an mochte ich es. Es wirkt wie sein direkter Vorgänger Assassin’s Creed IV Black Flag, nur modernisiert und an gewissen Stellen angepasst auf die veränderte Umgebung und das Szenario. Gerade der Wechsel zwischen der Bruderschaft der Assassinen und den Templern wirkt wie ein befreiender Schlag für die Serie. Ich hoffe hier in Zukunft mehr Serienableger zu bekommen, die die Seite der Templer etwas mehr ausleuchten und die Geschichte zwischen den beiden ewigen Feindschaften genauer betrachten und hinterfragen. Ja, es wird Zeit. Wer auf einen Multiplayer Modus verzichten kann und wem die Seeschlachten und die Sammelaufgaben aus Black Flag gefallen haben, der wird auch mit Rogue seinen Spaß haben. Lediglich die an die Grenze kommende Anvil Engine auf den alten Konsolen trübt ab und an den Spielspaß, hier würde ich mir eine Portierung auf die aktuellen Konsolen wünschen, die noch mal etwas mehr Details und Performance Verbesserungen mit sich bringen könnte. Denn Rogue schleicht im Schatten von Unity und fristet sein Nischendasein auf den alten Konsolen, zu Unrecht, wie ich finde!