Ubisoft versucht mit The Crew das Rennspiel-Genre durch Rollenspiel-Elemente interessanter zu gestalten, doch gelingt der Mix aus Rennspiel und MMO? Das erfahrt ihr in unserem Test.

Bereits auf der Producer-Tour in Berlin und durch insgesamt drei Beta-Tests konnten wir uns schon vorab einen Eindruck von Ubisofts Rennspiel The Crew verschaffen. Viel hat sich an der Verkaufsfassung nicht geändert, einige Schwächen wurden übernommen, andere wurden aber verbessert.

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[tab title=”Online-Zwang”]The Crew benötigt eine permanente Internet-Verbindung. Ohne Internet lässt sich das Spiel nicht starten.[/tab]
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Der Einstieg

The Crew lässt es alles andere als langsam angehen, schon gleich zu beginn starten wir im Sonnenuntergang mit einer wilden Verfolgungsjagd quer durch das Gelände und liefern uns mit der Polizei enge Blech-Duelle. Dabei rasen wir mit unsrem roten Ford Pickup über große Hügel und kleine Flüsse, springen an Polizeihubschraubern vorbei, räumen Hindernisse wie Bäume und Zäune ohne jegliche Probleme weg, um an das Ziel zu gelangen.

Nachdem wir die Verfolger abgehängt haben, erklärt uns das Spiel die wichtigsten Funktionen, wie zum Beispiel die Karte auf der wir sämtliche Informationen finden. Leider wirkt die Karte auf den ersten Blick ein wenig überfrachtet, doch mit einer eingebauten Filterfunktion, können wir die für uns relevanten Standpunkte rausfiltern. So können wir uns zum Beispiel nur die Missionen oder aber nur die Skill-Veranstaltungen anzeigen lassen.

Spielplatz USA

The Crew bietet uns eine völlig offene Spielwelt und steht dem Spieler von Anfang an für Erkundungsfahrten offen, die Entwickler haben sich dabei als Vorlage die Vereinigten Staaten genommen und 12 Städte sowie 100 reale Orte nachgebaut.

Demnach können wir auf 5.000 Quadratkilometer mit unserem Wagen Städte wie New York, Miami, Chicago, Las Vegas oder Los Angeles befahren und erkunden, aber auch die verschneiten Rocky Mountains oder staubige Wüstenpisten stehen für Ausflüge bereit. Selbst reale Rennstrecken wie Laguna Seca in Kalifornien wurden nachgebaut. Dabei ist die Spielwelt echt riesig, selbst mit dem schnellsten Wagen benötigt man von Küste zu Küste 90 Minuten.

The Crew - Überall auf der Karte gibt es Datenstationen die man finden kann.
Überall auf der Karte gibt es Datenstationen die man finden kann.

So viel Quadratkilometer mit Inhalten zu füllen ist bestimmt nicht leicht, doch es ist Ivory Tower echt gut gelungen die Umgebung abwechslungsreich und ortsspezifisch zu gestalten, nur stellenweise wirkte die Landschaft kahl und leer, auch wenn es wahrscheinlich so gewollt war.

Wer keine Lust auf stundenlange Autofahrten hat, kann mittels “Blitzreise” sich zu bestimmten Orten auf der Karte teleportieren lassen. Bei unbekannten Orten funktioniert das leider nicht, diese kann aber dennoch per Flugzeug oder Zug bereisen, so erspart man sich auch viele Stunden hinterm Steuer.

Story

Bei The Crew übernehmen wir die Rolle von Alex, einem Street Racer der wegen eines Mordes an seinem Bruder für fünf Jahre unschuldig im Bau sitzt. Eines Tages macht Zoe, eine FBI-Agentin, ihm jedoch ein Angebot, er soll dabei helfen die Verantwortlichen für den Tod an seinem Bruder hinter Gittern zu bringen. Das FBI vermutet einen korrupten FBI-Beamten und den Boss der Gang 5-10 dahinter.

Der Plan sieht es vor, dass Alex sich in die Gang einschleust und an Jobs und Rennen teilnimmt, damit er in der Hierarchie weiter steigt, um deren Vertrauen zu gewinnen. Nach Kurzem überlegen, nimmt Alex das Angebot an und Zoe stattet uns mit genügend Geld für unseren ersten Wagen aus.

Die Story ist ziemlich klischeehaft und schon ein dutzendmal im TV gesehen, dennoch weist sie gewisse Spannungsmomente auf und reicht als roter Faden durchaus um das Spiel voranzutreiben. Die deutsche Synchronisation der Charaktere ist gut, dennoch wirken die Sprecher teilweise etwas lustlos und bringen das Gang-Jargon nicht wirklich glaubh aft rüber. Zum Glück gibt es da noch den englischen Originalton, dieser ist um Längen besser.

(Neben)Missionen

In The Crew gibt es eine Menge zu tun, nicht nur mit den Hauptmissionen, sondern auch mit den sogenannten Skill-Veranstaltungen ist man eine ganze Weile beschäftig, Ubisoft selber gibt an, dass man ungefähr 30 – 40 Stunden spielen sollte, um das Spiel von seiner besten Seite zu sehen.

Dabei spielen wir immer gewisse Regionen nach und nach frei, anfangs stehen uns zum Beispiel nur in der Autostadt Detroit Missionen zur Verfügung, sind diese erledigt, schaltet sich eine weitere Region/Stadt frei.

Die Missionen sind unterschiedlich, so müssen wir zum Beispiel edle Schlitten in einem gewissen Zeitfenster zum Ziel bringen oder aber einflussreiche Personen im Beschleunigungsduell besiegen. Dazu gibt es noch die klassischen Rundenduelle und fahr so schnell wie möglich von A nach B. Das Ganze ist natürlich nicht nur auf die Straße begrenzt, manchmal rasen wir mit einem Jeep abseits des Asphalts durch den Grand Canyon oder aber am Flughafen, wo über uns Flugzeuge kreisen und landen.

The Crew - Bei Jagd Missionen nimmt der Gegner immer die gleiche Route.
Bei Jagd Missionen nimmt der Gegner immer die gleiche Route.

Dann gibt es da noch zwei Arten, die sich ziemlich cool anhören, aber weit weniger spektakulär sind. So gibt es Jagd-Missionen, wo wir einen Flüchtigen rammen müssen. Das stellt sich zwar anfangs als schwierig heraus, doch nach ein- oder zweimaligen Neustarten der Mission kennen wir die Route des Verdächtigen und können ihm so sein Weg abschneiden, denn die KI benutzt immer die gleiche Route!

Die andere ist eine Flucht-Mission, dabei versuchen wir unsere Gegner, die Polizei oder rivalisierende Gang-Mitglieder abzuschütteln. Ganz so einfach wie es klingt ist das nicht, denn die KI ist hier ziemlich stark, egal wie schnell wir um die Kurven fahren, spätestens nach der Zweiten kleben die uns wieder an der Stoßstange. Einzige Möglichkeit, durch Polizeiabsperrungen fahren und hoffen, dass sich die Gegner dort verfangen – was oft passiert.

Des Weiteren gibt es da noch die Skill-Veranstaltungen, in diesen kleinen Nebenaufgaben müssen wir uns etlichen Herausforderungen stellen und diese so gut wie möglich bewerkstelligen, damit wir Punkte und Tuningteile erhalten. Dabei rasen wir mal einen Berg hinauf um einen möglichst großen Höhenunterschied zu bewältigen oder aber müssen auf der Straße platzierte Tore durchfahren.

The Crew - Skill-Veranstaltungen findet man an jeder Ecke. Hier fahren wir im Slalom um die Pfosten.
Skill-Veranstaltungen findet man an jeder Ecke. Hier fahren wir im Slalom um die Pfosten.

Die Nebenaufgaben sind eine nette Hereingabe und bringen ein wenig Abwechslung ins Spiel, außerdem können wir so unseren Wagen verbessern und Punkte sammeln.

Grafik

Die modifizierte Babel-Engie, die Ivory Tower für The Crew benutzt, leistet solide Arbeit und läuft sauber und flüssig. Stellenweise gab es leichte Frame-Einbrüche zu verzeichnen sowie starkes Kantenflimmern, wovon aber nur die Konsolenversion betroffen sein soll.

Ansonsten sind die Boliden detailreich und gut umgesetzt, was leider nicht immer für die Cockpit-Perspektive gilt. Diese sind sehr schlicht und mit teilweise matschigen Texturen versehen. Ach und wozu die Entwickler Spiegel verbaut haben ist ein Rätsel, diese sind völlig nutzlos, da sie einem nicht die Rückansicht präsentieren, sondern einfach nur grau und leer sind.

The Crew - In der Cockpit-Perspektive schaut man in die Spiegel ins Leere.
In der Cockpit-Perspektive schaut man in die Spiegel ins Leere.

Des Weiteren sind die Effekte alles andere als Next-Gen würdig und vermitteln ehr ein Nostalgie-Gefühl. Zusammenstöße mit anderen Konkurrenten versprühen grob aufgelöste Funken, teilweise sogar an falsch Stellen. Der qualmende Gummi oder Matsch erinnert ehr an alte Colin McRae Rallye Zeiten als an Forza. Alles in allem, ehr durchschnittlich. Dafür sehen die Zwischensequenzen aber umso schöner aus und sind nicht so wie sonst üblich in Spielegrafik, sondern komplett gerendert.

The Crew - Die Effekte gehen in Ordnung, sind aber alles andere als Next-Gen.
Die Effekte gehen in Ordnung, sind aber alles andere als Next-Gen.

Das Schadensmodell bei den Boliden hat nur optische Auswirkungen, bei Unfällen und Berührungen nimmt der Lack zwar deutliche Kratzer an und die Karosserie verformt sich, doch auf die Leistung des Autos hat dies keine Auswirkung. Trotzdem hat jeder Wagen eine “Status”-Anzeige und kann per Schnell-Reparatur wieder repariert werden. Wozu? Keine Ahnung, wir konnten keinen spürbaren Unterschied zwischen einem neuen und beschädigten Wagen fühlen.

Als gelungen kann man die Lichteffekte bzw. Beleuchtung hervorheben, Sonnenuntergänge sowie die Städtebeleuchtung tragen viel zur Atmosphäre herbei und sehen wirklich gut aus.

MMO Elemente

Jede Mission und Skill-Veranstaltung bringt uns Erfahrungspunkte und Teile für unser Auto mit, daher Leveln wir unseren Boliden im Rang nach oben und verbessern es Stück für Stück. Ähnlich wie in MMO-Spielen soll das uns an unser Auto binden, was auch sehr gut funktioniert hat.

Dazu können wir die Missionen und Skill-Veranstaltung in verschiedenen Rängen abschließen, so erhalten wir entweder eine Bronze-, Silber- oder Gold-Medaillen. Logischerweise bekommen wir bei der Goldmedaille auch bessere Tuning-Teile als bei den anderen und ab Level 50 dürfen wir dann auch auf Platin-Medaillen Jagd machen.

The Crew - Durch erfolgreiches beenden der Aufgaben, erhalten wir Tuningteile und Punkte.
Durch erfolgreiches beenden der Aufgaben, erhalten wir Tuningteile und Punkte.

Wie es sich auch für ein MMO-Spiel gehört, kann man sein „Charakter“ – in dem Fall das Auto – individuell anpassen. Dabei stehen uns eine Hülle und Fülle an verschiedenen Felgen, Lacke und Karossiere-Teilen zur Verfügung, die wir nach Belieben kombinieren können. So erhält jeder Wagen eine persönliche Note.

Multiplayer

Ein Schlüsselelement von The Crew ist – neben der Open-World Spielwelt – der Multiplayer. Ubisoft umwarb das Spiel im Vorfeld als Social-Rennspiel, wo man mit seinen Freunden zusammen die USA erkunden und gegen andere Crew antreten kann. Doch irgendwie konnten wir das im Test nicht ganz nachspielen, denn die PVP-Lobbys waren leer, keiner wollte in unsere Crew eintreten, selbst wenn man Koop Missionen mit öffentlichen Spielern starten wollte, fand sich niemand. Schade.

The Crew - Das Spiel macht besonders im Multiplayer-Modus viel Spaß. Auch wenn die Genger teilweise weit höher im Rang sind.
Das Spiel macht besonders im Multiplayer-Modus viel Spaß. Auch wenn die Genger teilweise weit höher im Rang sind.

Also sind wir erst einmal allein in die riesige Spielwelt eingetaucht und haben uns von Mission zur Mission durchgekämpft, erst im späteren Spielverlauf haben sich uns drei Mitspieler angeschlossen. Ab da an, hat der Multiplayer-Part einen deutlichen Mehrwert geboten. Wir haben zusammen mit unseren Crew-Mitgliedern Missionen absolviert. Sind zusammen gegen andere Crews gefahren und haben einander bei schwierigen Missionen geholfen. Super, so macht das Spiel richtig Spaß!

Sonstiges

Noch ein Wort zur künstliche Intelligenz (KI), diese verhält sich größtenteils gut und fährt sauber um den „Kurs“, dennoch gibt es bei der KI einen Gummiband-Effekt, bauen wir ein Unfall, so ist es ohne Probleme wieder möglich innerhalb weniger Kurven an die Spitze zu kommen, obwohl der Abstand sehr groß war. Dort angekommen kann die KI dann auf einmal wieder das Tempo halten und lässt sich selten davonfahren.

The Crew - Teure Autos kann man entweder durch erspieltes Geld oder gegen bezahlbare Crew Credits erkaufen.
Teure Autos kann man entweder durch erspieltes Geld oder gegen bezahlbare Crew Credits erkaufen.

Auch in diesem Spiel hat Ubisoft – wie auch bei Assassin’s Creed Unity – Mikrotransaktionen einbauen lassen, so können wir für bares Geld Crew Credits (CC) erwerben und uns Autos und Tuningteile kaufen, wofür uns eigentlich das Geld fehlt. Im Test haben wir davon kein Gebrauch gemacht, da wir eigentlich immer genug Geld durch die zahlreichen Skill-Veranstaltungen eingenommen haben.

Und das Fahrverhalten der Boliden? Wie für ein „Arcarde-Racer“ üblich, war das Fahrverhalten zwar nicht optimal, dennoch hatten wir nach kurzer Zeit ein Gefühl für die Boliden bekommen und konnten gut mit dem Controller die Autos um den Kurs jagen. Außerdem wird das Fahrverhalten durch das Leveln der Autos stetig besser.

Fazit

The Crew präsentiert sich durchaus als ein gelungenes MMO-Rennspiel, hat aber mit kleinen Schwächen zu kämpfen. Die vielen Missionen und Skill-Veranstaltungen auf der riesigen Open-World Spielwelt boten immer eine gute Abwechslung und viele Stunden Spielspaß. Sehr zu empfehlen ist das Spiel zusammen mit Freunden in einer Crew zu spielen, denn dadurch erhält man einen deutlichen Mehrwert.

Klar, das Spiel kann grafisch nicht mit aktuellen Rennspielen à la Forza oder Driveclub mithalten, dennoch liefert uns Ivory Tower in Anbetracht der riesigen Spielwelt eine durchaus ansehnliche Spielwelt mit viel Leben und detailreichen Boliden.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die Gummiband-KI und die gelegentlichen Frame-Einbrüche sowie das starke Kantenflimmern. Da gibt es für Ubisoft und Ivory Tower noch einiges zu verbessern, wenn wahrscheinlich erst beim eventuellen Nachfolger. Trotz der kleinen Macken, gefiel mir The Crew gut und wird auch noch einige Zeit lang in der PS4 bleiben.

Aufgewachsen mit der Super Nintendo und Mario, entdeckte Michal mit der ersten PlayStation und Resident Evil endgültig seine Leidenschaft für Videospiele. Heutzutage gefangen zwischen Retro-, Indie- und Triple-AAA-Spielen.

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