Kurzweilige Klischee-Horrorkost im Stile eines Teenie-Slashermovies. Supermassive Games hat es wieder getan. Nach »Until Dawn« geht auch das neuste Werk den gleichen Weg und versucht mit einer dichten Atmosphäre und vielen Schockmomenten zu punkten. Mit dem Vorgänger, der geschichtlich nichts mit »Man of Medan« zu tun hat, hatte ich eine Menge Spaß, deshalb waren meine Erwartungen an das Game sehr hoch. Wie es sich geschlagen hat möchte ich euch im Folgenden verraten.
Ausflug ins Ungewisse
Im Vorfeld habe ich versucht so wenig wie möglich über das Game zu erfahren. Teaser, Trailer und ähnliches wurden gemieden, damit ich wirklich unvoreingenommen an die Sache herangehen konnte. Nun ja, die ein oder andere Info habe ich dann natürlich doch aufgeschnappt: Eine kleine Hand voll Teenager werden entführt und finden sich zusammen mit den Geiselnehmern auf einem Geisterschiff wieder. Zutaten für ein spannendes Horrormenü sind also zur Genüge vorhanden.
Für meinen Geschmack hätte dem Ganzen nur noch etwas mehr Würze in Form von Spielzeit gut getan. Denn nach rund vier bis fünf Stunden ist der Spuk auch schon vorbei. Dennoch muss man als passionierter und erfahrener Gamer freilich einräumen, dass es nicht immer auf die Dauer ankommt, sondern auf die abgelieferte Qualität des Werkes. Und in einem Aspekt punktet das Choice Driven-Game hier direkt auf den ersten Blick.
Schaurig Schön
Egal, ob man nun ein Fan solcher Games ist oder nicht, man muss eingestehen, dass »Man of Medan«, wie schon »Until Dawn« einfach umwerfend gut aussieht. Definitiv ein wohltuendes Kitzeln für den Sehnerv. Mehr als nur einmal bin ich stehen geblieben, um die gruselige Atmosphäre mit all den schattenbehangenen Räumen in mich aufzusaugen. Umgebungen und vor allem die Charaktere wirken fast schon lebensecht, trotz der teilweise steifen Gesichtsanimationen.
Hätte mir in meiner Jugend jemand gesagt, dass etwas mit so einer schicken Grafik irgendwann einmal wirklich spielbar wäre, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Ich erinnere mich noch, wie ich damals dachte, dass Spiele wie »Max Payne« das absolute Maximum der Grafikqualität von interaktiven Medien darstellen. Ich habe mich selten so gerne in einer Sache geirrt.
Vom Tod verfolgt
Natürlich ist Grafik nicht alles, vor allem nicht, wenn es um ein Genre geht, bei dem die Stroy und deren Entfaltung im Vordergrund steht. Und ich sage euch, »Man of Medan« hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Charaktere haben Persönlichkeit und die Story kommt schnell in Fahrt ohne dabei den Spannungsbogen zu vernachlässigen. Leider flacht dieser schon relativ schnell ab, denn nach rund zwei Stunden Spielzeit habe ich das Ende schon kommen sehen.
Ab diesem Punkt war es für mich dann leider auch irgendwie vorbei. Mein Interesse an der Geschichte sank rapide. Das ist natürlich Geschmackssache, aber mir hat die Wendung zum Ende hin leider nicht so gut gefallen. »Until Dawn« hat mich da seiner Zeit deutlich mehr gepackt. Nichtsdestotrotz wurde ich bis zum Ende hin unterhalten. Das lag aber mehr an den Entscheidungen, die ich treffen konnte. Soll ich mich vor den Angreifern verstecken, weglaufen oder sie doch lieber angreifen? Einen richtigen Weg gibt es selten und man muss lernen, mit den Konsequenzen seines Handelns zu leben Das motiviert auch bis zum Schluss, gerade weil man genau weiß, dass die Charaktere bei einer schlechten Entscheidung jederzeit sterben können.
Drück mich
Allerdings können auch missglückte Quick Time-Events zum Pixeltod seines Lieblingscharakters führen. Diese Passagen sind aber ziemlich einfach und sollten für niemanden, der den Umgang eines Gamepads einigermaßen beherrscht, ein Problem darstellen. Bei Quantic Dreams »Detroid: Become Human« etwa war das bei mir ganz anders. Oft wurde dort der zu drückende Button nur so kurz angezeigt, dass meine müden Finger es immer mal wieder nicht schafften diesen rechtzeitig zu betätigen.
Dadurch wurde das Spiel für mich direkt viel spannender, da ich wusste, dass ich immer konzentriert bleiben musste. Dies ist bei Supermassive Games neuem Werk leider nicht ganz so – was ich schade fand. Klar gibt es sicher Menschen, die wirklich nur die Geschichte genießen möchte, ohne von diesen QTEs gestört zu werden. Ich hätte mir hier allerdings zumindest die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Schwierigkeitsgraden gewünscht.
Fazit
Insgesamt ist das Spiel nett anzusehen und ich war wirklich auf die Story gespannt. Diese ist im Grunde ganz gut und anders als erwartet. Leider war es nicht das was ich mir von den »Until Dawn«-Machern erhofft hatte. Gameplaytechnisch hätte es gerne noch ein wenig fordernder sein dürfen. Denn schon bei meinem ersten Durchgang haben alle Mitglieder meine Teenie-Crew ohne Probleme überlebt. Hin und wieder kam es auch zu Abstürzen der PS4-Version des Spiel, was mich schon ein wenig geärgert hat, da so was natürlich der absolute Spielspaßkiller ist. Trotzdem kann man »Man of Medan« jedem Horrorfan, der Spaß an »Until Dawn« hatte, empfehlen. Vor allem im Hinblick auf den niedrigen Preis kann man ohne Bedenken zuschlagen.