GAIN Magazin

Valkyria Chronicles – Review (PC)

Wow! Da hat Sega uns einfach überrumpelt und diese bereits 2008 veröffentlichte Perle der Playstation 3 klamm heimlich portiert und veröffentlicht. Sega hat verlauten lassen, dass die Verkaufszahlen die Erwartungen übertroffen haben und das finde ich gut, denn Valkyria Chronicles macht Vieles richtig. Werfen wir zusammen mal einen Blick in das Spiel!

Krieg im fiktiven Europa

Valkyria Chronicles ist seinerzeit auf der PS3 sehr gut angekommen und hat sogar eine eigene 24 Folgen starke Animeserie spendiert bekommen, welcher allerdings im Großen und Ganzen die gleiche Storyline wie das Spiel hat. Daher überlegt Euch gut ob Ihr zuerst das Spiel spielt oder den Anime guckt, denn das Eine schließt den Überraschungseffekt beim Anderen aus. Warum ist das Spiel und die Welt von Valkyria Chronicles so beliebt?

Einfach weil sie interessant ist. Die Geschichte spielt in eine Art fiktiven Pseudo-Europa in den 1920ern. Das mächtige Östliche Imperium (unverkennbar an einem Kaiserlichen Deutschland des 1. Weltkrieges angelehnt) befindet sich im Krieg mit einer Föderation demokratischer Staaten im Westen Europas. Das kleine Gallia, dass unverkennbar eine Art kleines Frankreich ist, gehört in dieser Geschichte zu keinem der Beiden Machtblöcke und hat sich (ein wenig wie die Schweiz) zu politischer Neutralität verpflichtet.

Das fiktive Europa (sogar die Küsten sind irgendwo ähnlich aber anders) mit Föderation, Imperium und dem winzigen Gallia im Norden.
Das fiktive Europa (sogar die Küsten sind irgendwo ähnlich aber anders) mit Föderation, Imperium und dem winzigen Gallia im Norden.

Da Gallia aber reiche Rohstoffvorkommen an Ragnite hat (ein Allround-Rohstoff der genauso als Treibstoff, wie auch als Medizin verwendet wird) greift das Imperium den kleinen Nachbarn an, um an dessen Rohstoffe zu kommen, um seine Kriegsbemühungen im Westen zu verstärken.

Es ist dieser Effekt zwischen vertraut und doch anders und fiktiv sein, der der Geschichte ein ganz spezielles eigenes Flair gibt und es dem Spieler erlaubt auf der Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit, Parallelen zum echten Krieg zu ziehen oder wenn er es will sich davon zu distanzieren und sich auf die Fiktion des Spiels zu konzentrieren. Reflexion über die echte Historie wird hier als Angebot präsentiert, ohne das man diese, wie in so vielen anderen Titeln, mit dem Holzhammer übergezogen bekommt. Ich persönlich schätze diese Herangehensweise sehr, denn sie überlässt dem Spieler die Initiative und zwingt einen zu Nichts.

Imperiale Truppen sind in Gallia auf dem Vormarsch… in einer Art Bleistift und Wasserfarben-Look

Ansonsten bleibt nur Festzustellen, dass Gallia hoffnungslos unterlegen ist, weshalb das Ganze Spiel von Gefühlen der Verzweiflung und Tragik durchzogen ist. Und doch gibt es immer wieder Momente und Dialoge die leichtherzig, humorvoll und auch intim sind. Erneut schafft das Spiel hier einen bemerkenswerten Spagat.

Auch für etwas Humor und Leichtherzigkeit ist Platz im Spiel …

Der Krieg im Wasserfarben-Comic-Look spricht die ganze Palette von Gefühlen an. Man muss nur gewillt sein sich auf das eigenwillige Artdesign und den speziellen Erzählstil einzulassen.

Erzählstil und Helden

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive zweier Protagonisten. Einmal ist da die ehemalige Bäckerin Alicia, welche sich nach der Zerstörung Ihrer Heimatstadt der Gallischen Milliz anschließt und der etwas kauzige, aber geniale Welkin, der der Sohn eines berühmten Generals ist. Er wollte allerdings, anders als sein Vater, kein Soldat werden und hat deshalb Biologie studiert.

Beide wohnen in der gleichen Stadt und treffen sich auf eher komische Weise, da Alicia Welkin anfangs verdächtigt ein imperialer Spion zu sein. Welkin wird zum Kommandant einer kleinen Millizeinheit namens „Squad 7“ befördert und Alicia wird seine rechte Hand, sein Sergeant. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt. Welkin ist genial, aber irgendwo kein typischer Anführer und Alicia ist sozial und praktisch veranlagt, hat aber anders als Welkin keine strategische Weitsicht. Es macht einfach Spaß die vielen von guten Synchronsprechern gesprochenen Dialoge anzuhören. Einziger Wermutstropfen ist, dass sie nur auf Englisch (und auch auf japanisch für alle mit abgeschlossenem Japanologie-Studium) zu hören sind.

Von Anfang an ist klar (bzw. wird vom Spiel selber gespoilert), dass die Beziehung zwischen Welkin und Alicia trotz gelegentlichem Unverständnis vertrauensvoll und liebenswert ist.

Außerdem gibt es einen dritten heimlichen Helden. Welkins Vater hat im letzten Krieg mit dem Imperium einen speziellen Panzerprototyp namens „Edelweiss“ benutzt. Dieser ist der einzige Panzer von „Squad 7“ und wird die ganze Zeit von Welkin kommandiert. Der Edelweiss kann auf verschiedene Art und Weise aufgerüstet werden und ist nach wie vor mit jedem imperialen Panzer auf Augenhöhe (wenn nicht sogar ein Wenig überlegen). Der Panzer wird von Welkins Adoptivschwester Isara gefahren, welche auch gleichzeitig der Panzer-Mechaniker von Squad 7 ist.

Der aufrüstbare „Edelweiss“ Superpanzer lehrt die imperialen das Fürchten!

Falls Ihr Euch wundert warum ich hier mit englischen Wörtern um mich werfen: Das Spiel ist komplett in Englisch. Das der Panzer „Edelweiss“ heißt ist dem japanischen Faible für deutsche Wörter in Ihren Animes zu verdanken. Für dieses Spiel sind englische (oder alternativ auch japanische) Sprachkenntnisse Pflicht. Eine deutsche Lokalisierung liegt zum Zeitpunkt des Tests nicht vor und in Anbetracht des Alters des Spiels wage ich die Prognose, dass die auch nicht mehr kommen wird.

Interessant ist auch, dass die Geschichte in Buchform in einer Art Rückblende erzählt wird. Eine Reporterin hat ein Buch über Welkin, Alicia und Squad 7 geschrieben und im Spiel blättert man durch die Buchseiten und wählt die reichlichen Dialogsequenzen und Videos an, um dann halt einmal pro Kapitel mit Squad 7 auf Mission zu gehen. Wem es zu Wenig ist nur einmal pro Kapitel auf Mission zu gehen, kann zusätzlich Skirmish-Matches spielen, welche Squad 7 mehr Erfahrungspunkte und Geld für Level Ups und Ausrüstung geben. Allerdings gelten bei Skirmishes getötete Squad 7 Teammitglieder auch in der Hauptkampagne als tot. Von daher sollte man das Risiko abwägen.

Hier das „Buch“, dass die Geschichte des Krieges im Allgemeinen und Squad 7 im Speziellen erzählt. Durch Fortschritte in der Buchkampagne, werden Skirmishes, Upgrades und weitere Elemente wie das Hauptquartier freigeschaltet.

Der Kampf

Wie laufen Kampf und Missionen ab? Nun, Squad 7 besteht aus 20 Mitgliedern und vor jeder Mission wird eine bestimmte Anzahl von ihnen mit in die Mission genommen. Meistens sind es 9 Kämpfer, wobei Welkin mit seinem „Edelweiss“-Panzer immer dabei sind. Es gibt fünf verschieden Arten von Soldaten, diese haben verschiedene Stärken und Schwächen in Bezug auf Beweglichkeit, Panzerung, Lebensenergie und Bewaffnung. Es ist Wichtig die richtige Kombination von Soldaten mitzunehmen, um auf alle Situationen vorbereitet zu sein.

Hier die Strategiekarte, auf der die Einheiten mit Hilfe der Kommandopunkte aktiviert werden können.

Eine gute Mischung ist zum Besispiel: Ein Mechaniker (um den Edelweiss zu reparieren und Minen zu entschärfen), ein Scharfschütze (um feindliche Scharfschützen und Lanzer auszuschalten), zwei Lanzer (um in Gemeinschaft mit dem „Edelweiss“-Panzer feindliche Panzer auszuschalten), zwei Sturmsoldaten (für massive Feuerkraft gegen feindliche Infanterie) und zwei Scouts (für Aufklärung und schnelle Kampfmanöver).

Gerade die Scouts sollte man nicht unterschätzen, denn es sind die schnellsten Einheiten und können mit einer Einzelnen Aktivierung wahnsinnig weit Laufen und richten immer noch moderaten Schaden an feindlicher Infanterie an.

Auf der Strategiekarte können Soldaten dann für einen Kommandopunkt (CP) oder der Edelweiss für zwei Kommandopunkte aktiviert werden. Dann zoomt man in Echtzeit auf die Karte und kann sich eine bestimmte Strecke fortbewegen und einmal schießen. Schön ist das man z.B. auch erst schießen und sich dann weiter fortbewegen kann. So kann man z.B. ein gewagtes Manöver durchführen und Feind aus der Nähe beharken, um dann wieder hinter Sandsäcken in Deckung zu gehen.

Im Bewegungsmodus werden Sichtlinien zu sichtbaren Gegnern angezeigt, um Sicherzustellen, dass man niemanden übersieht der einen dann in den Rücken schießt.

Interessant ist auch, dass man die gleiche Einheit pro Runde mehrmals hintereinander aktivieren kann (Solange man CP übrig hat). Sie erhält zwar jedes Mal einen massiven Abzug auf die Bewegungsfähigkeit (spätestens bei der dritten Aktivierung hat sie kaum noch Bewegungspunkte), aber sie kann jedes Mal schießen. Häufig kommt man in die Situation, dass man den Gleichen Soldaten oder den Edelweis mehrmals aktivieren will, da er sich in einer guten Schußposition befindet, oder einen bestimmten Gegner, wie einen feindlichen Panzer oder Lanzer ausschalten möchte. Beim schießen muss man das Fadenkreuz auf den Gegner richten und sieht dann wie die eigenen Schüsse hoffentlich Treffen.

Sauber auf den Kopf zu zielen lohnt sich! Für den feindlichen Scout ist der Krieg gleich vorbei!

Es können solange Einheiten aktiviert werden, bis das alle Kommandopunkte verbraucht sind (meistens hat man sechs bis 10 Kommandopunkte pro Runde). Danach ziehen die imperialen und genauso wie man Selbst können diese sich auch bewegen oder schießen häufig mehrmals. Das kann einen Soldaten kosten, oder schweren Schaden am Edelweiss verursachen.

Wenn die Mission hoffentlich erfolgreich beendet wurde erhält man Erfahrungspunkte und Geld, die man im Hauptquartier in seine Einheit investieren kann.

Im Hauptquartier

Nachdem man das Hauptquartier freigeschaltet hat, kann man endlich seine Soldaten aufleveln und neue Ausrüstung kaufen. Schön ist, dass man keine individuellen Soldaten, sondern immer die ganze Soldatenklasse auflevelt. Das stellt sicher, dass auch die Soldaten, die man nicht regelmäßig mitgenommen hat auch im Weiteren Spielverlauf interessant bleiben. Ein netter Bonus sind die kernigen Sprüche des Drillsergeants a la: “Well done you maggots, you are one step closer to being Human! “

Level UP you MAGGOTS!

Ansonsten gibt es noch die “Squad Barracks” in Denen Squad 7 neu organisiert werden kann. Es können Soldaten ausgetauscht werden, oder gefallene Kameraden ersetzt werden. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass die Soldaten auch alle sehr gut gemacht sind? Sie haben Namen, Vorteile und Nachteile und mögen bestimmte andere Soldaten, oder mögen sie auch nicht. Manche Soldaten, wie z.B. Alicia oder Rosie, können wenn sie an einer Mission Teilnehmen auch den CP Pool vergrößern. All diese Details kann man in den Barracken ansehen.

Das Hauptquartier

Ansonsten ist auch noch die R&D Facility sehr wichtig. Dort kauft man bessere Waffen, Rüstungen (Uniformen) und rüstet den „Edelweiss“ weiter auf. All das kostet natürlich Geld, aber ich bin bisher ganz gut damit gefahren immer zuerst die Soldaten maximal aufzurüsten, und alles übrige Geld in den „Edelweiss“ zu stecken. Wenn ich manchmal unbedingt ein weiteres Panzerupgrade brauchte hab ich einfach ein Skirmish gemacht und etwas extra Geld verdient. Theoretisch kann man an der Stelle das System etwas exploiten und mit Skirmishes so viel Geld verdienen, dass man sehr viele Upgrades kauft, aber da die Upgrade erst mit dem Fortschreiten der Story freigeschaltet werden, ist der Exploit nicht übermächtig.

Sonstiges

Die Antagonisten, will meinen die Generäle des Imperiums, mag ich Übrigen auch sehr gerne. Sie sind nicht zu kitschig und die schöne Selvaria Bles, ist nicht nur sympatisch, sondern hat sogar einen eigenen DLC. Im Übrigen sind alle vier DLC´s, welche es zu dem Spiel gibt bereits in der Steamversion mit enthalten. Ein wirklich feiner Zug von Sega! So muss das sein. General Jaegar ist auch ein sympathischer Zeitgenosse, dem seine Soldaten am Herz liegen, womit der Anime-Tradition des nachvollziehbaren Bösewichts genüge getan wurde.

Das Spiel hat darüber hinaus einen soliden Soundtrack, der zwischen dramatisch epischer Kriegsmusik und dezenter Untermalung für ruhige Momente schwankt, aber dessen Qualität immer Top ist.

Die umfangreiche Enzyklopädie, welche Fahrzeuge, Geschichte, Truppen und sonstige Informationen beinhaltet ist ein netter Bonus.

Die umfangreiche Ingame-Enzyklopädie

Kritik

Die Elemente des Spiels sind wirklich gut gemacht und die Geschichte reißt mit, aber was ist denn nicht so gut gelungen? Mir fallen da zwei bis drei Sachen ein:

Die Steuerung für den PC ist wirklich suboptimal. Wenig echte Mausinteraktion, sondern frimelige Tastenbenutzung ist angesagt. Ich meine ich hab mich recht schnell daran gewöhnt. Wer die Steuerung des PC-Ports von Grandia 2 überlebt hat, überlebt alles andere auch, aber trotzdem sei gesagt, dass die Steuerung wirklich besser sein könnte.

Ansonsten ist die fehlende Interaktionsmöglichkeit in den Dialogen nicht mehr ganz zeitgemäß. Die Dialoge und gezeichneten Videos sind wirklich großartig. Doch letzten Endes finden diese Videosequenzen auf Autopilot statt. Nie kann man selber mal die Dialoge in die Hand nehmen und bestimmte Dinge aus der Sicht von Welkin oder Alicia sagen. Man bleibt in den Zwischensequenzen immer nur ein Zuschauer. Sollte in Zukunft ein weiteres Valkyria Chronicle erscheinen, dann hoffe ich, dass es dort neben der tollen Geschichte auch beeinflussbare Dialoge geben wird. Es muss nicht so bombastisch wie in einem Mass-Effect sein, aber trotzdem wären echte spielbare Dialoge wirklich schön.

Der dritte Kritikpunkt ist ein eingeschränkter Kritikpunkt bzw. je nach Perspektive ein wichtiger Kritikpunkt oder halt völlig obsolet. Das Spiel ist völlig linear. Es gibt keine Open World Elemente. Man kann nur abseits des Weges im Hauptquartier die Orte besuchen, oder halt ein Skirmish machen. Das wars. Der Rest geht streng, Punkt für Punkt, im Buchmodus weiter. Mich stört das überhaupt nicht, aber jeder Spieler der die Lobeshymnen auf Open World Spiele singt und Linearität hasst, sollte von Valkyria Chronicles die Finger lassen.

Fazit

Ein sehr gutes Spiel! Story, Charaktere, Setting, Atmosphäre, die Missionen, dass Upgraden des eigenen Squads. All diese Elemente greifen nahtlos ineinander und man fiebert mit den tapferen Gallischen Kämpfern, die sich der Flut der imperialen Invasion heldenhaft entgegen werfen. Auch ernste Themen, wie Krieg und Tod, aber auch Kameradschaft und Liebe bleiben nicht unberührt und runden das Gesamtbild ab. Auch werden bei der Steam Version alle vier DLC mitgeliefert und das Spiel ist derzeit für rund 20 Euro zu haben.

Auf der Negativseite muss auf die schlechte Portierung der Steuerung und die fehlende Interaktionsmöglichkeit in den Zwischensequenzen und Dialogen hingewiesen werden. Die strenge Linearität und der nicht vorhandene Multiplayermodus mögen für manche Spieler abschreckend sein, stören mich persönlich aber nicht.

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