In „Assassins Creed Chronicles“ gehen wir mit der mutigen Shao Jun in 2,5D-Format auf Reise durch China und meucheln uns aus dem Schatten heraus durch die Level. Kommt der Ableger an die bisherigen Teile heran oder haben wir es hier mit einem billigen Lückenfüller zu tun, der uns lediglich den „großen Bruder“ warmhalten soll?

Dass es nicht immer 3D sein muss, beweist uns Ubisoft mit dem Serienableger „Assassins Creed Chronicles: China“. Im 2,5D-Format kämpfen wir uns durch Welten kunstvoller Pinselmalereien und erreichen unsere Ziele mit viel Geschick und auf leisen Sohlen. Bereits jetzt ahnt ihr es: „Assassins Creed Chronicles: China“ entpuppt sich als erfrischender Serienableger, der mit einem völlig neuen Konzept zu überzeugen weiß.

Spiel mit dem Schatten

Angesiedelt ist der erste Teil der „Chronicles-Reihe“ im 16. Jahrhundert: Eine einflussreiche Gruppe düsterer Templer hat die Herrschaft über China an sich gerissen und dabei die Köpfe zahlreicher Assassinen rollen lassen. Nun ist es an euch, in der Rolle der einzig Überlebenden Shao Jun Rache am Tod eurer Verbündeten zu nehmen und die Templer zu besiegen.

Die augenscheinlichste Veränderung zeigt sich sofort in dem Perspektivwechsel des Spiels, welches sich an den Ursprüngen guter alter Adventure-Games, dem 2,5D-Format, orientiert. Statt seinem Assassinen also wie bisher aus der Schulterperspektive zu folgen, betrachten wir das Spielgeschehen von der Seite und widmen uns der Kunst des Schleichens.

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Mit Hilfe unseres Adlerauges verfolgen wir die Laufwege unserer Feinde.

So gilt es, im dunklen Schatten gegnerischer Wachen Schutz zu finden und diese im richtigen Moment zielsicher und mit scharfer Klinge niederzustrecken, um sich in nächster Sekunde wieder in ein sicheres Versteck zu hangeln. Wie gut, dass uns auf dieser gefährlichen Reise spezielle Fähigkeiten zugute kommen, die uns einen ganz besondere Vorteil gegenüber unseren Gegnern verschaffen. So erspähen wir mit Hilfe unseres Adlerauges detailgenau die Wege der Patrouillen sowie ihren Sichtbereich, der durch einen rotierenden Lichtkegel signalisiert wird. Gemäß einer altbewährten Jump-and-Run-Regel „beobachte und lerne“ gilt es auch hier, Geduld zu bewahren und die Routen der Feinde zunächst genau einzustudieren. Ist der richtige Moment abgepasst, nutzt man die Gunst der Sekunde und hechtet sich in den nächsten Schatten.

Aber auch die Templer wissen um die lauernde Gefahr und machen es unserer Kämpferin nicht allzu leicht. Wimmelt es zeitweise nur so vor Wachen und ein Pfad gestaltet sich zur tödlichen Falle, stehen uns glücklicherweise verschiedene taktische Waffen zur Verfügung. So können wir unsere Gegner mit lauten Pfeifen ablenken oder die feindlichen Wachen mit Knallerbsen für kurze Zeit ausschalten. Hierbei sollten wir beachten, dass unsere Ablenkungsmanöver nicht immer reibungslos ablaufen, was hauptsächlich der gewöhnungsbedürftigen Tastaturbelegung geschuldet ist. Da diese sich nicht frei konfigurieren lässt, benötigen wir zunächst etwas Zeit, um uns in die Anordnung der Tasten einzufinden.

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Die Wachen sollten möglichst leise ausgeschaltet werden.

Dies sollte uns jedoch nicht daran hindern an unserer Strategie festzuhalten und die Level mit möglichst wenig Feindkontakt zu meistern. Zwar hat Shao Jun auch das Kämpfen nicht verlernt, dennoch besitzen wir gerade in den ersten Leveln lediglich zwei Leben, die unsere Kämpferin zu einem willkommenen Fressen für schwer bewaffnete Feinde macht. Sieht unsere Kämpferin sich zudem mehreren Wachen gleichzeitig gegenüber, ist ihr Schicksal schnell besiegelt.

Wir haben die Wahl: Töten oder Punkten

„Assassin’s Creed Chronicles: China“ belohnt uns, wenn wir auf den „Hau-Drauf“-Modus verzichten und uns stattdessen als Leisetreter an unsere Gegner heranschleichen und diese nacheinander ausschalten. Die meisten Punkte winken uns jedoch dann, wenn es uns gelingt, ein Level unentdeckt und völlig ohne Blutvergießen zu meistern.

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Der Lichtkegel legt uns die Reichweite der Wachen offen.

Ist eine bestimmte Punktezahl erreicht, erwarten uns diverse Upgrades, wie etwa spezielle Stiefel für eine verbesserte Sprungkraft oder aber ein weiterer Gesundheitsbalken. Diese Upgrades sind auch bitter nötig, da der Schwierigkeitsgrad im Spiel stetig ansteigt und uns vor immer größere Herausforderungen stellt.

Grafik: Malerisch und atmosphärisch

Sowohl Rahmenhandlung als auch Spielverlauf werden mit stimmungsvollen Ölpinseleien und ansehnlichen Comic-Grafiken dargestellt, die das richtige China-Feeling transportieren. Abwechslungsreiche Kulissen und düstere Schauplätze sorgen zudem für Abwechslung und die richtige Portion Nervenkitzel. Vereinzelte Elemente, wie beispielsweise Treppen und Boxen, fallen grafisch teilweise etwas schärfer aus als die Hintergründe, sodass diese zeitweise etwas deplatziert wirken.

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Gelegentlich wirken einige Objekte deplatziert (Treppen).

Fazit: Mehr als nur ein Lückenfüller

Zweifelsohne greift Ubisoft mit dem Franchise in die Trickkiste des Marketings und möchte mit „Assassins Creed Chronicles: China“ natürlich, wie auch sonst, die Kasse klingeln lassen. Manch eingefleischter Fan wird „Assassins Creed Chronicles: China“ daher schnell als einfallslosen Serienableger abtun, dennoch wird genaues Hinsehen bei diesem Game belohnt. „Assassins Creed Chronicles: China“ überzeugt mit einem cleveren Leveldesign, einer schönen Comic-Grafik und einem atmosphärischen China-Setting.

Aufgewachsen mit der Super Nintendo und Mario, entdeckte Michal mit der ersten PlayStation und Resident Evil endgültig seine Leidenschaft für Videospiele. Heutzutage gefangen zwischen Retro-, Indie- und Triple-AAA-Spielen.

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