Bereits seit 2008 findet die Eurogamer Expo, kurz EGX, in Großbritannien, (zuletzt in Birmingham) statt. Nun versucht die Messe auch in Deutschland Fuß zu fassen und hat vom 28. bis 30. September nach Berlin gerufen. Branchengrößen wie Sony, Activision, Capcom und Ubisoft hatten sich angemeldet. Wir sind dem Ruf gefolgt und haben uns umgesehen.

Größer gleich besser?

Die Gamescom ist mittlerweile die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele, dieses Jahr pilgerten 370.000 Besucher nach Köln. Zum Vergleich: die E3 Expo in Los Angeles besuchten »nur« 70.000 Leute. Größer bedeutet aber nicht gleich besser. Eher im Gegenteil, je größer die Massen, desto längere Wartezeiten an den Spielestationen; drei Stunden sind auf der Gamescom keine Seltenheit. Die EGX versprach im Vorfeld keine bis kurze Anstehzeiten, was allerdings nur teilweise stimmte. An einigen Stationen, wie zum Beispiel beim »Resident Evil 2« Remake, mussten zumindest am Samstag Wartezeiten von rund anderthalb Stunden in Kauf genommen werden, ansonsten hielt sich das Anstehen aber in Grenzen.

Klasse statt Masse

Als Veranstaltungsort diente die »STATION Berlin«, welche mitten in der Stadt nicht weit vom Potsdamer Platz liegt. Im Eingangsbereich des ehemaligen Innenhofs des Postbahnhofs bot die EGX auf 4.600m² diverse Stände. Unter anderem war René Meyer mit einem Retro-Bereich vertreten, wo Klassiker wie »PONG« angespielt werden konnten, oder MAX – Monsters & Explosions, der Live-Kanal von GameStar und Co., welcher von der EGX streamte. Nebenan, in Halle 1, befand sich die Cosplayer-Area, eine Fläche für Brettspieler sowie »GamerLegion«. Dazu hatte »Gaming-Aid« eine große Fläche für ihr Live-Event. In den Hallen 2 und 7.2 fanden Panels, Vorträge und Diskussionsrunden statt. Themen rund um die Gamesbranche wurden dort ausführlich besprochen und diskutiert.

Ein Retro-Stand war auch vorhanden.

In Halle 7 warteten die Stände der Publisher und die Bühne von Sony. Riesige und ausgefallene Stände, wie auf der Gamescom, waren dort nicht zu finden. Man beschränkte sich aufs Wesentliche, Spielestationen mit Bildschirm, Konsole und dazu noch ein Werbebanner. Deshalb auch, weil die Messe nur für volljährige Besucher zugänglich war. Zusätzliche Alterskontrollen innerhalb der Hallen gab es nicht. Daher konnten sich die Aussteller einen Sichtschutz auf die Bildschirme sparen. Auch das Drumherum wirkte noch sehr sporadisch, im Innenhof gab es einige von »Mad Max« inspirierte umgebaute »Autos« und in Halle 7 wartete ein X-Wing auf die Besucher, viel mehr zum Bestaunen gab es leider nicht. Dafür punktete die EGX mit einem gelungenen Spieleaufgebot – und ist es nicht das, was uns Spieler interessiert?

Leider gab es wenige Objekte zu bestaunen, wie diesen X-Wing.

Spiele

EGX hatte, was die Spiele betrifft, ordentlich was zu bieten. »Assassin’s Creed Odyssey«, »Anno 1800«, »Call of Duty: Black Ops 4«, »Metro Exodus«, »Hitman 2«, »Days Gone«, »Resident Evil 2«, um nur einige größere Titel zu nennen. Dazu gesellten sich diverse Indie (u.a. Imagine Earth – Hier zur Vorschau) und VR-Titel. Einer der gefragtesten davon war zweifelsohne das Remake zu »Resident Evil 2«. Wie schon auf der Gamescom konnte man zwischen der Leon- und Claire-Demo auswählen. Mit Leon betreten wir das Polizeirevier und müssen die Flure von faulen Zombies säubern. Claire hingegen bekommt es mit dem mutierten William Birkin zu tun und stellte die Besucher vor eine schwere Herausforderung. Nicht selten erblickten wir auf den anderen Bildschirmen den »You’re dead« Schriftzug. Das Remake spielt sich wunderbar erfrischend, aber auch die Nostalgie des Originals kann es gut einfangen. Wir sind auf die finale Version sehr gespannt.

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Wer »Total War: Three Kingdoms« anspielen wollte, musste zum Glück niemals lange warten. Stellenweise waren die Anspielstationen wie ausgestorben. Das sagt viel aus über die Beliebtheit von Strategie-Spielen in diesen Tagen. Das Szenario im China des dritten Jahrhunderts zusammen mit der neuen Mechanik rund um die Feldherren ist aber erfrischend für die Serie. Auf ein längeres Intro, welches uns mit der Vorgeschichte vertraut macht, spielen wir eine Echtzeitschlacht, die aber noch mit relativ wenigen Einheiten geführt wird. Die Fähigkeiten unserer Generäle können wir hier zum ersten Mal ausprobieren und den gegnerischen Armeeführer auch mitten auf dem Feld zum Duell fordern. Dadurch fühlt sich die Schlacht nicht ganz so klassisch an, wie man es in bisherigen historischen Total Wars gewohnt ist. Im fertigen Spiel soll es allerdings zwei verschiedene Modi geben, in denen ihr zwischen einer geschichtlichen und einer eher fantasievollen Variante wählen könnt.

Im Presse-Bereich, sowie auf dem Sony-Stand konnte auch das exklusiv für die PlayStation 4 entwickelte »Days Gone« angespielt werden. Entwickler SIE Bend Studio schickt uns als Kopfgeldjäger Deacon St. John in dem Open-World-Spiel durch den Westen der Vereinigten Staaten. Wir sind einer der letzten überlebenden Menschen nach einer weltweiten Pandemie, der Rest der Menschheit wurde zu »Freakers«. Diese intelligenzlosen, wilden Kreaturen, die mehr Tier als Mensch sind, bevölkern nun die Erde. Mitgebracht wurden zwei verschiedene Missionen, eine leichte und schwere. Wir beginnen mit der leichten. Unser Motorrad ist kaputt, wir müssen passende Ersatzteile finden. Dabei stoßen wir auf einige Freakers, welche uns zu unserer Verwunderung nicht angreifen. Der Entwickler erzählt uns dann, dass sie uns nur in Gruppen oder wenn wir verletzt sind angreifen. Dabei erinnern die Freakers an die Infizierten aus dem Film »I Am Legend« mit Will Smith. Das Ersatzteil ist gefunden, Missionen abgeschlossen. Easy.

Doch die zweite fortgeschrittene Mission hat es in sich. Wir stehen an eine Klippe und unten warten jede Menge Freakers auf uns. Unser Ziel: Alle eliminieren. Zuerst ballern wir einfach darauf los, ohne Erfolg, wir werden überrannt. Allmählich begreifen wir, ohne gute Strategie und die Einbeziehung der Umgebung, wird das nichts. So bauen wir Fallen, planen unsere Route und bestücken diese mit Minen. Nach gefühlt 100 Anläufen, haben wir es geschafft. Da ist sogar der Entwickler beeindruckt. »Days Gone« wirkte zu Beginn wie ein langweiliges Zombie-Game. Alles schon gesehen, doch wir wurden eines Besseren belehrt, da es auch einen gewissen taktischen Tiefgang beinhaltet. Ob das komplette Spiel hält, was es verspricht, muss sich aber erst noch zeigen.

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Fazit

Eine weitere Spielemesse in Deutschland war, neben der Gamescom, schwer vorstellbar. Doch die EGX hat sich getraut und war ein voller Erfolg, nicht nur für die Veranstalter. »Wir sind sehr zufrieden mit der ersten EGX Berlin. Ein ausverkaufter Samstag und das durchweg positive Feedback von Besuchern und Ausstellern bestätigen die von uns gewählten Schwerpunkte bei der Konzeption und Umsetzung der Veranstaltung”, meint Event Director Oliver Menne.

Die kurzen Anstehzeiten, die direkte Verbindung zu den Entwicklern, sowie das familiäre Ambiente sind große Pluspunkte der Messe. Dennoch gibt es auch Negatives zu berichten. Eine gute Beschilderung und einen Lageplan vermissten wir, selbst auf der Webseite war keiner zu finden. So mussten wir zum Beispiel die Halle 7.2, wo die Panels stattfanden, ziemlich lange suchen. Diese befand sich nämlich am Ende der Messe hinter einer unscheinbaren schwarzen Tür, welche mit einem kleinen Blatt beschriftet war. Dennoch, als Auftakt eine sehr gelungene Veranstaltung, die wir gern nächstes Jahr wieder besuchen werden.

Aufgewachsen mit der Super Nintendo und Mario, entdeckte Michal mit der ersten PlayStation und Resident Evil endgültig seine Leidenschaft für Videospiele. Heutzutage gefangen zwischen Retro-, Indie- und Triple-AAA-Spielen.

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